Volvo Penta Motoren sind bekannt für ihre Langlebigkeit und einfache Wartbarkeit. Mit dem Einzug der Elektronik bei Schiffsdieseln steigt jedoch die Störanfälligkeit. Die modernen EVC (Electronic Vessel Control) Bedientafeln von Volvo Penta verweigern hin und wieder mal ihren Dienst. Offensichtlich verzeihen die kleinen Taster nicht immer den rauen Bordgebrauch und vor allem nicht das Seewasser.
Bei Segelyachten sind auf der EVC Bedientafel meist 4 Bedienelemente angebracht:
- Ein / Ausschalter
- Startschalter
- Mehrfunktionsschalter (Alarm bestätigen, Hintergrundbeleuchtung, Kontrast)
- Abstellschalter
Richtig gefährlich kann es werden, wenn Ein / Ausschalter oder Startschalter den Dienst auf See verweigern.
Im konkreten Fall segelt eine Crew mit einer Bavaria 40 motorisiert mit einem Volvo Penta D2-40 bei 7 Beaufort in Böen bis 45 Knoten Windgeschwindigkeit auf der Nordsee von IJmuiden Richtung Den Helder. Im Schulpengat will der Schiffsführer schon einmal die Maschine starten.
Der Ein / Ausschalter wird betätigt. Einige Sekunden später ist das Bedienelement betriebsbereit. Das Drücken des Startschalters bleibt jedoch ohne Wirkung. Auch wiederholtes Drücken führt nicht zum Starten der Maschine.
Was kann in solch einem Fall getan werden?
Volvo Penta Notstart
Reset der Elektronik
Evtl. hilft es den Diesel von der Batterie zu trennen.
Dazu ist lediglich der Batteriehauptschalter für die Maschine zu öffnen und ein bis zwei Minuten zu warten.
Anlasser direkt betätigen
Dazu wird die Plusleitung am Anlasser (Klemme 30) zum Magnetschalter (Klemme 50) überbrückt. Dadurch wird der Magnetschalter angezogen und der Anlasser betätigt.
Auf keinen Fall darf dabei eine Verbindung zum Metallgehäuse erfolgen. Das bedeutet Kurzschluss mit Brandgefahr und hohem Verletzungsrisiko durch den Lichtbogen. Ideal ist ein Kabel mit wenigstens 2,5 mm² Durchmesser. Hilfreich ist ein starres Kupferkabel welches mit einer Zange gehalten wird.
MDI Box überbrücken
Eine weitere Möglichkeit ist das Überbrücken der MDI Box (Mechanical Diesel Interface). Diese schwarze Box für die Steuerung des Dieselmotors befindet sich auf der linken Seite der Maschine.
Diese Box ist mit Sensoren und Schaltern der Maschine sowie der Bedientafel verbunden.
Die Bedientafel gibt somit direkt die Impulse an die MDI Box zum Starten und Stoppen des Dieselmotors. Auf der MDI Box sind die Anschlüsse bestens dokumentiert.
Die Anschlüsse erfolgen von der Unterseite. Ganz besonders interessant sind in unserem Fall die Anschlüsse für die Plusleitung (Batt), Vorglühen (Pre Heat) und Starten des Diesels (Start).
Mittels Überbrückens der Anschlüsse Batt und Start kann im Notfall die Bedientafel umgangen und die Maschine gestartet werden. Dazu sind vorher die Gummiabdeckungen der Anschlüsse abzuziehen.
Unser Schiffsführer hat sich für das Überbrücken der MDI Box entschieden und damit die Maschine starten können. Am nächsten Tag sprang der Diesel auch wieder über die Bedientafel an.
Stoppen der Maschine
Auch das Stoppen kann ohne Nutzung des Panels direkt an der Maschine erfolgen.
Dazu ist lediglich der mit Stop beschriftete Hebel an der Einspritzpumpe zu betätigen.
Weitere Techniktipps
Z-Antrieb lässt sich nicht mehr trimmen
Vielen Dank für diesen wirklich hilfreichen Beitrag. Genau dieses Problem hatte ich am Osterwochenende in der Marina im Jaich in Bremerhaven. Im letzten Herbst habe ich einen neuen D2-40 einbauen lassen. Der hatte bis jetzt 26 Betriebsstunden ohne Probleme. Dann habe ich am Ostersontag ohne Schwierigkeiten nach dem Winter den Motor starten können. Als wir dann am Ostermontag mit 3 weiteren Schiffen zurück nach Dorum (Wurster Nordseeküste) aufbrechen wollten machte das Panel keinen Pips mehr, auch die Digitalanzeige blieb dunkel. Am Dienstag hat dann ein Werfttechniker die MDI gegen eine gebrauchte MDI getauscht und alles lief wieder. Meine Frage, entstehen Probleme mit der Garantie, wenn ich diesen Notstart durchführen würde?
Hallo Werner,
im Notfall würde ich immer diese Art der Selbsthilfe vornehmen. Insbesondere wenn ich kurzfristig keinen Zugriff auf einen Volvo Techniker habe. Fraglich ist auch ob sich diese Art des Notstarts überhaupt nachweisen lässt. Schade nur, dass so ansonsten robuste Schiffsdiesel durch die Elektronik in ihrer Zuverlässigkeit eingeschränkt werden.
Ich wünsche Dir allzeit gute Fahrt.
Viele Grüße
Wolf
Vielen Dank für diesen Tipp. Nach vielen Stunden Fehlersuche machte ich diesen Notstart, einfach mit einer Flachzange, die ich zwischen die beiden Pole hielt.
Ich fasse es nicht! Mein D2-40F ist 11 Monate alt und lief in 2017 nur 280 Stunden. Jetzt zu Saisonbeginn dieser Schlamassel! Im Internet fand ich mehrere Einträge wütender Eigner mit demselben Problem. Auch mein Motorraum ist geschlossen und kann feucht werden. Dennoch darf sich etwas nicht sein. Leider startet der Motor jetzt nur noch mit dem Notfallverfahren.
Ich hatte ein ähnliches Problem mit dem D2-55F jedoch oft nur vor oder nach Gewitterneigung, wenns feucht ist in der Luft.
Anscheinend bekommt meine MDI Box von dem EVC Bedienfeld oder vom Kabelbaum dazwischen ganz kurze Stopsignale. Manchmal stockt der Motor dadurch, oft aber endet es im Stop des Motor. Danach ist der Motor oft nicht mehr über das EVC Bedienfeld zu starten, da das EVC nicht mehr reagiert.
Workarround:
Damit der Motor nicht im dümmsten Moment stop (z.B. Kanal/Hafen) ziehe ich das Kabel das vom EVC in die MDI Box geht nach dem Start.
Und falls EVC nicht mehr reagiert schliesse ich ebenfalls kurz (wie oben beschrieben)
Mit folgend Massnahmen versuchte ich bisher das Problem zu beheben.
– Ersatz MDI Box -> hat nicht geholfen
– Ersatz Tankgeber und Tankanzeige -> diese hatten jeweils gleichzeitig wild hin und her gezeigt. –> hat bzgl. motor ein/aus nicht geholfen
– Ersatz EVC -> hat vorerst geholfen, beim alten habe ich nach dem tausch unter dem gummi bei den kontakten Korrosion entdeckt. dies erschien als das problem. –> leider ist das problem aber immernoch nicht weg
Fazit: viel geld für ersatz ausgegeben aber das problem ist immernoch da.
aktuell versuche ich noch das 6polige kabel zu ersetzten. die hoffnung stirbt zuletzt.