Im Zeitalter des Smartphones hat UKW Funk in der Binnenschifffahrt in keiner Weise an Bedeutung verloren. Dies gilt für Berufsschifffahrt und Sportbootfahrer gleichermaßen. Kleinfahrzeuge mit einer Länge von weniger als 20 Metern sind nicht ausrüstungspflichtig. Jeder verantwortungsbewusste Sportbootfahrer wird gleichwohl beim Befahren der großen Flüsse sein Fahrzeug in jedem Fall mit UKW Funk ausrüsten. UKW Funk ist für die Sicherheit an Bord von Binnenschiffen sowie die Kommunikation Schiff-Schiff, mit Revierzentralen, Brücken und Schleusen das Mittel der Wahl.
Voraussetzungen für die Teilnahme am UKW Funk in der Binnenschifffahrt
Für die Teilnahme am UKW Funk müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:
- UKW-Sprechfunkzeugnis für den Binnenschifffahrtsfunk (UBI)
- Rufzeichen und ATIS Kennung
- Zugelassenes Funkgerät
- Handbuch für den Binnenschifffahrtsfunk
UKW Sprechfunkzeugnis (UBI)
Das UKW-Sprechfunkzeugnis für den Binnenfunk (UBI) ist ein amtliches Zeugnis. Sofern eine UKW-Funkanlage an Bord eines Schiffs vorhanden ist, muss der Schiffsführer über das UKW Sprechfunkzeugnis verfügen. Das Zeugnis ist für die Berufs- und Sportschifffahrt gleichermaßen gültig. Die Funkprüfungen für die Sportschifffahrt werden vom DSV und DMYV abgenommen.
Die meisten Sportbootschulen und Segelvereine bieten Kurse zur Vorbereitung auf die UBI Prüfung an. Die Prüfung wird anders als beim Short Range Certificate für den Seefunk ausschließlich in deutscher Sprache abgenommen. Selbstverständlich hat der Schiffsführer sein Funkzeugnis an Bord mitzuführen. Bei Kontrollen durch die Wasserschutzpolizei wird dies neben dem Sportbootführerschein Binnen gerne verlangt. Auch wir bieten die Ausbildung zum UKW-Sprechfunkzeugnis an.
Rufzeichen und ATIS Kennung
Bei der Bundesnetzagentur ist die Zulassung für die Teilnahme See- und Binnenschifffahrtsfunk zu beantragen. Die Bundesnetzagentur vergibt für das im Antrag aufgeführte Schiff das Rufzeichen, MMSI und ATIS Kennung. Beispielhaft sind Rufzeichen und Kennungen der Ausbildungsyacht Betti aufgeführt:
Name des Schiffes | BETTI |
---|---|
Rufzeichen | DC7160 |
MMSI | 211626180 |
ATIS Kennung | 9211037160 |
Art der Funkanlage | VHF-DSC |
Frequenzbereich | 156 - 174 MHz |
Zugelassenes Funkgerät
Nur für den Binnenschifffahrtsfunk zugelassene Geräte dürfen eingesetzt werden. Das Funkgerät muss das im Binnenfunk vorgeschriebene ATIS unterstützen. Es ist unbedingt sicherzustellen, dass die von der Bundesnetzagentur zur Verfügung gestellte ATIS Kennung in das Gerät einprogrammiert werden kann. Bei gebrauchten Geräten sollte vor dem Erwerb ein Fachhändler konsultiert werden.
ATIS steht für Automatic Transmitter Identification System. Am Ende einer jeden Aussendung übermittelt das Funkgerät automatisch die Kennung des Senders. Die Revierzentralen können somit jede Funkstelle eindeutig identifizieren.
An Bord ist stets die Frequenzzuteilungsurkunde mitzuführen. An Bord unserer Motoryacht Betti haben wir das Simrad RS35 im Einsatz. Das Gerät kann im Binnenfunk wie auch im Seefunk gleichermaßen eingesetzt werden. Es verfügt über die Möglichkeit zwischen diesen beiden Modi umzuschalten. Als weiteres Leistungsmerkmal ist im RS 35 ein AIS Empfänger eingebaut. Die AIS Signale werden auf dem angeschlossenen Kartenplotter dargestellt.
UKW Handfunkgeräte
Handfunkgeräte dürfen in Deutschland auf Sportbooten nicht eingesetzt werden. Selbst wenn das Handfunkgerät über eine ATIS Kennung verfügt ist der Einsatz nicht erlaubt.
Handfunkgeräte dürfen lediglich im Verkehrskreis „Funkverkehr an Bord) auf den Kanälen 15 und 17) auf Ausrüstungspflichten Fahrzeugen nicht jedoch auf Kleinfahrzeugen eingesetzt werden.
In den Niederländen dürfen hingegen Handfunkgeräte mit ATIS Kennung im Binnenfunk verwendet werden.
Handbuch für den Binnenschifffahrtsfunk
Das Handbuch für den Binnenschifffahrtsfunk ist auf allen Schiffen mit UKW Funk mitzuführen. Laut Paragrpah 1.10, Nr. 1 Buchst. I der Binnenschifffahrtsstraßenordnung (BinSchStrO) umfasst dies einen Abdruck des Handbuchs Binnenschifffahrtsfunk, Allgemeiner Teil und Regionaler Teil Deutschland für die befahrene Wasserstraße in der aktuellen Fassung. Akzeptiert wird auch eine elektronische Fassung auf die jederzeit zugegriffen werden kann.
UKW Kanäle
Auf den deutschen Binnenschifffahrtsstraßen wird für die Schiff-Schiff Kommunikation immer der Kanal 10 genutzt. Die Revierzentrale wird bei Bedarf über den jeweiligen Arbeitskanal erreicht. Der Arbeitskanal ist dem Handbuch Binnenschifffahrtsfunk zu entnehmen. Durch Tafeln am Ufer werden ebenfalls die Arbeitskanäle angezeigt.
Hörwache – Abhörpflicht
Es gilt der Grundsatz: Wenn eingebaut, dann eingeschaltet!
Ich habe bis jetzt keinen Gesetztzestext gefunden, der eine Hörwache in der Binnenschifffahrt für Sportboote vorschreibt. Nach meiner Erfahrung erwartet die Berufsschifffahrt, dass eingebaute UKW-Funkgeräte eingeschaltet sind und der Schiffsführer Hörwache geht. In der Praxis hat sich dies bewährt. Dazu mehr in den folgenden Ausführungen.
Gute Gründe für UKW Funk an Bord von Sportbooten
Auf allen Binnenrevieren mit Berufsschifffahrt rate ich zu einer UKW Funkanlage auch an Bord eines nicht ausrüstungspflichtigen Sportboots. Im folgenden möchte ich einige gute Gründe für den UKW Funk an Bord von Sportbooten erläutern.
Notfälle
Nur über UKW Funk kann im Notfall die gesamte Schifffahrt im Nahbereich über einen Notfall informiert werden und somit um Hilfe gebeten werden.
Ein- und Auslaufen in Häfen
Beim Einlaufen wie auch beim Verlassen eines Hafens ist es empfehlenswert sich über Funk zu melden.
Beispiele:
- Sportboot Betti verlässt den Düsseldorfer Hafen und fährt zu Tal.
- Sportboot Betti befindet sich in Höhe des Rheinturms und fährt in den Düsseldorfer Hafen ein.
Wie schon beschrieben erfolgt die Kommunikation auf dem Schiff-Schiff Kanal 10.
Mit den oben aufgeführten Funksprüchen wird die gesamte Schifffahrt in der Nähe über die Absicht der Motoryacht Betti informiert. Der Berufsschifffahrt hilft es unsere Reaktion einzuschätzen und ggf. sich mit uns abzustimmen. Regelmäßig habe ich es erlebt, dass die Weiße Flotte sich mit mir über die Passierseite abstimmt. Gerade beim Verlassen des Düsseldorfer Hafens geht die Weiße Flotte in der Regel in die Talfahrt und wechselt direkt auf die linke Flussseite. Somit wird der Schiffsführer des Berufsschiffs die Begegnung Steuerbord an Steuerbord bevorzugen.
Kommunikation mit Schleusen und Brücken
Ideal ist der UKW Funk um sich bei Schleusen und Brücken anzumelden bzw. um zu erfahren wann die Bedienung für die Sportschifffahrt möglich ist.
Begegnungen auf dem Fluss bzw. Kanal
Bei Begegnungen wie auch Überholvorgängen ist eine kurze Abstimmung mit der Berufsschifffahrt hilfreich und vermeidet Missverständnisse. Die Berufsschiffer mit ihrer jahrelangen Erfahrung können in der Regel sehr gut abschätzen wie ein Manöver am geschicktesten zu fahren ist.
Für Fragen zum UKW Funk in der Binnenschifffahrt stehe ich gerne zur Verfügung. Anregungen nehme ich gerne mit in den Artikel auf.
Wolf, office@rheintrainer.de, +49 176-47666540
Über den Autor
Wolf Ortlinghaus ist seit mehreren Jahrzehnten auf Segel- und Motoryachten weltweit unterwegs. Freizeittörn, Überführungstörn, Skippertraining, Ausbildungstörn sowie die Motorboot Ausbildung wie auch das Radar Training auf dem Rhein bei Düsseldorf gehören bei ihm seit Jahren zum regelmäßigen Spektrum im praktischen Umgang mit Sportbooten. Gerne gibt er sein Wissen im Rahmen von Schulung, Beratung, Email, Telefon, einem persönlichen Gespräch und Blogs weiter.