Fähren für die Beförderung von Personen und Fahrzeugen haben auch heute noch zum Queren eines Flusses oder Kanals ihre Bedeutung. Nicht überall gibt es Brücken um von einem Flussufer zum anderen zu kommen. Bei dem Instandsetzungsbedarf einiger Brücken könnte der Bedarf an Fähren sogar steigen.
In diesem Beitrag gehe ich auf die nicht frei fahrende Fähre in der Binnenschifffahrt ein. Bei zahlreichen Ausbildungs-, Urlaubs und Überführungstörns sind uns auf Kanälen und Flüssen immer wieder „nicht frei fahrende Fähren“ begegnet.
Hinweis:
Alle nicht frei fahrenden Fähren können grundsätzlich ihren Kurs nicht ändern! Somit gilt es bei der Begegnung einige Spielregeln einzuhalten.
Kabel- bzw. Kettenfähre
Die Ketten bzw. Kabelfähre zieht sich im wahrsten Sinne des Wortes über das Gewässer. Das Seil ist in Fahrtrichtung der Fähre gespannt und befindet sich folglich dicht unter der Wasseroberfläche. Somit verbietet es sich der querende Fähre vor den Bug zu fahren auch wenn sich diese gerade erst in Bewegung gesetzt hat. Gute Seemannschaft verbietet ohnehin sich in die Vorauslinie eines Fahrzeugs zu begeben.
Hinter der Fähre fällt die Trosse in der Regel recht schnell runter. Lediglich bei sehr starkem Wind kann auch die heckseitigen Trosse unter höherer Zugspannung stehen und sich dadurch dichter unter der Wasseroberfläche befinden.
Entsprechend der Binnenschifffahrtsstraßenordnung sind Kleinfahrzeuge (Sportboote) grundsätzlich gegenüber Fahrzeugen ausweichpflichtig.
Gefahren durch eine Kabelfähre
Die größte Gefahr beim passieren eine Kabel- bzw. Kettenfähre besteht im Hängenbleiben in der Trosse bzw. der Kette. Vor einigen Jahren konnte ich dies auf der Maas beobachten. Die Fähre hatte gerade die landseitigen Schranken geschlossen. Wir stoppten folglich unsere Motoryacht und waren überrascht als eine Segelyacht an uns vorbeizog. Die Fahrt der Kielyacht wurde wenige Sekunden später abrupt gestoppt da der Fährmann bereits die Trosse gespannt hatte. Die Fähre musste die Fahrt stoppen um die Trosse zu entlasten. Die Yacht konnte die Fahrt glücklicherweise fortsetzen.
Praxistipp:
Ist die Fähre nicht in Fahrt gilt es zu prüfen ob gerade entladen oder beladen wird. In beiden Fällen kann gefahrlos die Fährstelle passiert werden. Ist jedoch der Ladevorgang abgeschlossen ist davon auszugehen, dass sich die Fähre in Bewegung setzen wird. Folglich wird die Trosse gespannt und ein passieren nicht möglich sein. In diesem Fall gilt es zu warten und die Fähre heckseitig mit einem Mindestabstand von 50 Meter zu passieren. Bei unklarer Lage gebietet die Sorgfaltspflicht zu warten bis die Fähre die andere Seite erreicht hat und den Entladevorgang begonnen hat.
Bei den meisten nicht frei fahrenden Fähren lässt sich der Lade- bzw. Entladevorgang bestens an den landseitig geöffneten Schranken erkennen.
Hinweise auf Nicht frei fahrende Fähre
Nicht frei fahrende Fähren werden immer durch Schilder am Uferrand angezeigt. Üblicherweise wird die Entfernung zur Fährstelle in Metern ebenfalls angezeigt. In jedem Fall ist jede Fährstelle in den Fluss bzw. Kanalkarten aufgeführt. Folglich kann sich jeder Schiffsführer bereits deutlich vor der Fährstelle auf die Begegnung mit der Fähre einstellen.
Beleuchtung Nicht frei fahrende Fähre in der Binnenschifffahrt
Der Paragraph § 3.16 der Binnenschifffahrtsordnung regelt die Bezeichnung der Fähren in Fahrt bei Nacht. Die nicht frei fahrende Fähre führt keine Positionslichter. Es werden lediglich die Rundumlichter grün über weiß gezeigt.
Schwebefähre Rendsburg
Eine besondere Art einer nicht frei fahrenden Fähre ist die Schwebefähre Rendsburg. Diese hängt an einem Fahrwagen der unterhalb der Brücke auf Schienen fährt und somit die Gondel zwischen Nord- und Südufer des Nordostseekanals pendeln lässt.
Prüfungsfragen Sportbootführerschein mit dem Geltungsbereich Binnen (SBF Binnen)
Mehrere Prüfungsfragen thematisieren die „nicht frei fahrende Fähre“:
124. Was bedeuten diese Lichter?
125. Was bedeuten diese Lichter?
Antwort: freie fahrende Fähre.
197. Wo ist die Geschwindigkeit zu vermindern, um Sog und Wellenschlag zu vermeiden?
Antwort: Vor Hafeneinmündungen, an Lade-, Lösch- und Liegeplätzen, in der Nähe nicht frei fahrender Fähren, auf gekennzeichneten Strecken, in der Nähe schwimmender Geräte bei der Arbeit.
Wolf Ortlinghaus ist seit mehreren Jahrzehnten auf Segel- und Motoryachten weltweit unterwegs. Freizeittörn, Überführungstörn, Skippertraining, Ausbildungstörn sowie die Motorboot Ausbildung wie auch das Radar Training auf dem Rhein bei Düsseldorf gehören beim ihm seit Jahren zum regelmäßigen Spektrum im praktischen Umgang mit Sportbooten. Gerne gibt er sein Wissen im Rahmen von Schulung, Beratung, Email, Telefon, einem persönlichen Gespräch und Blogs weiter.